Andachten zu den Psalmen

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Ch.Spurgeon "Und ob ich schon wanderte im Tale des Todesschattens, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir." Psalm 23,4 Dieser unvergleichlich köstliche Vers ist schon an unzähligen Sterbebetten gesungen worden und hat dazu beigetragen, das finstere Tal licht zu machen.

Jedes Wort birgt einen Reichtum tiefer Bedeutung in sich. "Und ob ich schon wanderte" - es ist, als beschleunige der Gläubige seinen Schritt nicht im mindesten in Hast und Unruhe, wenn es zum Sterben geht, sondern als setze er ganz ruhig seine Wanderschaft an Gottes Hand fort.

Wandern bezeichnet den gemessenen Schritt einer Seele, die ihren Weg kennt und weiß, wohin er führt. Das sterbende Gotteskind ist nicht in Aufregung, es rennt nicht, als wäre es in Schrecken, noch steht es still, als wollte es nicht weiter. Es ist weder bestürzt noch beschämt, und darum behält es den gewohnten Schritt bei. Es geht ja nur durchs finstere Tal; wir bleiben nicht darin. Wir wandern durch die dunkle Stunde des Todes und treten plötzlich in das helle Licht der Unsterblichkeit. Wir sterben nicht, sondern wir legen uns schlafen, um in der Herrlichkeit zu erwachen. Der Tod ist nicht das Ziel, sondern der Durchgang, der zu diesem Ziel führt.

Das Sterben wird hier ein Wandern durch ein Tal genannt. Auf den Bergen bricht der Sturm los, aber das Tal ist der Ort der Stille. So sind oft die letzten Tage und Stunden des Christen die friedevollsten seines ganzen Lebens.

Es heißt auch nicht "das Tal des Todes", sondern "das Tal des Todesschattens" - das ist uns köstlich; denn wir wissen, daß der Tod in der Tat seinem Wesen nach abgetan und nur noch sein Schatten übriggeblieben ist.

Es hat einmal jemand gesagt, wo Schatten sei, da müsse es auch Licht geben. Und so ist es hier. Kein Mensch fürchtet sich vor einem Schatten, denn ein Schatten kann niemand auch nur einen Augenblick den Weg versperren. Der Schatten eines Hundes kann nicht beißen; der Schatten eines Schwertes kann nicht töten; der Schatten des Todes kann uns nicht verderben. Darum laßt uns vor ihm keine Furcht haben!
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Beitrag von Joschie »

Ps 23,5 W.Nee Du deckst mir den Tisch im Angesicht meiner Feinde; du salbst mein Haupt mit Öl und schenkst mir den Becher voll ein. Psalm 23,5
Unser Bruder Paulus hat in seinem Brief an die Philipper eine großzügige und noble Aussage getan. Zu den Philippern, die fast die einzigen waren, die ihn materiell unterstützten, wagte er zu sagen: »Ich habe alles und habe Überfluß«. Er machte keine Andeutung, daß er etwas brauche, sondern gab sich wie das mit allem versehene Kind eines reichen Vaters; er hatte keinerlei Angst, er könne die Philipper hierdurch davon abbringen, ihm auch weiterhin Unterstützung zu senden.

Wenn wir einen lebendigen Glauben an Gott haben, werden wir immer mit Gott prahlen.
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Beitrag von Joschie »

C.H.Spurgeon ,,Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde" Ps. 23, 5. Der gute Mensch hat Feinde. Er wäre seinem Herrn nicht ähnlich, wenn er keine hätte. Wäre jedermann mit uns gut Freund, so hätten wir wohl Ursache, zu fürchten, daß wir nicht zu Gottes Freunden gehören; denn der Welt Freundschaft ist Gottes Feindschaft (Jak. 4,4). Sieh aber, wie ruhig der Gottesfürchtige trotz seiner Feinde, ja angesichts derselben ist. Wie erquickend ist es, diese ruhige Tapferkeit wahrzunehmen! "Du bereitest vor mir einen Tisch": Wenn der Krieger die Feinde vor Augen hat, läßt er die Speise unberührt, oder wenn er ißt, verschlingt er doch nur hastig einen Bissen und eilt wieder in den Kampf. David aber sagt: ,,Du bereitest" vor mir einen Tisch - gerade wie in stiller Friedenszeit die Magd zu einem häuslichen Fest ein Damasttuch auf dem Tisch ausbreitet und die Tafel zurichtet. Da ist keine Eile, keine Verwirrung, keine Störung. Der Feind ist vor der Tür; dennoch bereitet Gott den Tisch, und der Christ setzt sich an Gottes Tafel und genießt die Speise, als ob alles lauter Friede wäre. Wie köstlich ist die Seelenruhe, die der treue Bundesgott den Seinen auch inmitten der trübsten Umstände verleiht! Mag die ganze feindliche Welt in Waffen starren, in den Hütten der Gerechten ist der Friede Gottes.
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Beitrag von Joschie »

C.H.Spurgeon ,,und schenkest mir voll ein". Ps. 23, 5.
... und mehr als das; denn der Grundtext lautet wörtlich: Mein Becher ist Überfluß. David hatte nicht nur genug, sondern mehr als genug; sein Becher war nicht nur voll, er floß über. Das kann sowohl der Arme sagen, der an Gottes Tisch sitzt, wie der Reiche.

Und mag einer noch so reich sein - ist er unzufrieden, so kann sein Becher doch nicht überlaufen, denn er hat einen Sprung und leckt. Zufriedenheit ist der Stein der Weisen, der durch seine Berührung alles in Gold verwandelt; glücklich, wer ihn gefunden hat! Zufriedenheit ist mehr als ein Königreich; es ist ein anderes Wort für Glückseligkeit.
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Beitrag von Joschie »

Ps 23,6 S.Keller Psalm 23, 6: «Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang Zuerst ist der Herr unser Hirte. Wir lernen ihm in allem nachgehen und haben viel vom Hirten bekommen in der Zeit, da wir so von seiner Barmherzigkeit lebten. Weiter nichts? Immer nur von ihm nehmen? Nein, zum Schluß bestellt der Herr seine Schafe zu Hirten! Wie er es dem wiedergefundenen Petrus sagte: Weide meine Lämmer! so bestellt er uns, die von ihm geführten Schafe, zu Hirten der verlorenen Welt. Und zwar werden zwei Schafe genannt, die uns bei dieser Arbeit unmittelbar folgen sollen: Gutes und Barmherzigkeit! Das haben wir doch von unserm Hirten erfahren; das sollen wir nun zunächst ausüben. Sieht man diese beiden strahlenden Früchte des neuen Lebens stets in unserm Gefolge, dann bekommen auch Ungute und Unbarmherzige Mut, sich an uns heranzumachen. Wenn ich also nächstens bei euch eingeladen bin, muß ich drei Stühle belegen: einen für mich und zwei für meine Pfleglinge, Gutes und Barmherzigkeit! Dann gibt's keine Klatscherei, keine Verstimmung, keine Härte mehr in der Unterhaltung: das vertragen meine zarten Lämmer nicht!

Herr Jesus, ich danke dir, daß du nicht nur mein Hirte bist, sondern ich von dir auch als Unterhirt angestellt worden bin. Lehre mich deine Art, die mir so wohl tat, nun auch andern antun, damit deine Güte und Barmherzigkeit offenbar werden, wo ich auch hinkomme. Amen.
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Beitrag von Joschie »

Ps 24,4 C.H.Spurgeon ,,Der unschuldige Hände hat, und reines Herzens ist; der nicht Lust hat zu loser Lehre, und schwört nicht fälschlich." Ps. 24, 4.
Ein äußerlich geheiligter Wandel ist ein köstliches Zeichen der Begnadigung. Es ist sehr zu fürchten, daß manche Bekenner des Evangeliums die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben derart verkehrt auffassen, daß sie alle guten Werke verachten; wenn sie das tun, dann haben sie ewige Verwerfung zu erwarten am jüngsten Tage. Wenn unsre Hände nicht rein sind, so wollen wir sie im teuren Blut Jesu abwaschen, damit wir reine Hände zu Gott aufheben dürfen, aber ,,unschuldige Hände" genügt nicht, wenn sie nicht verbunden sind mit einem ,,reinen Herzen". Wahre Gottesfurcht ist Herzenssache. Wir können Kelch und Schüssel auswendig waschen, so lange wir wollen, wenn aber das Innere unrein bleibt, so sind mehr als unsre Hände unser wahres Wesen; das eigentliche Leben unsres Wesens liegt in unsrer inwendigen Natur, und daraus folgt, wie unumgänglich nötig unsre inwendige Reinigkeit ist. Die da reines Herzens sind, werden Gott schauen, alle andern sind nur blinde Maulwürfe. Der Mensch, der zum Himmel geboren ist, ,,hat nicht Lust zu loser Lehre." Jeder Mensch hat seine Freuden, durch welche seine Seele erquickt wird; der Weltmensch hat seine Lust an fleischlichen Vergnügungen, welche nichts als leere Eitelkeit sind; aber der Heilige liebt bleibendere und wertvollere Güter; wie Josaphat hat er seine Lust an den Wegen des Herrn. Wer seine Freude an den Trebern hat, gehört zu den Schweinen. Macht dir die Welt Vergnügen? Dann hast du deinen Lohn und dein Teil in diesem Leben; genieße sie recht, denn du hast nichts Besseres mehr zu erwarten. ,,Und schwöret nicht fälschlich." Die Heiligen sind auch Ehrenmänner. Des Christenmenschen Ja und Nein ist sein einziger Eid; aber das ist so gut und sicher, als zwanzig Eide andrer Menschen. Falsches Zeugnis schließt jedermann vom Himmel aus; denn der Lügner wird nicht hineingehen zum Hause Gottes, was er auch tun und bekennen möge. Lieber Freund, schlägt dich unser Schriftwort im Gewissen, oder hoffst du zu den Höhen deines Gottes zu gelangen?
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Ps. 24, 8.

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C.H.Spurgeon ,,Der Herr, mächtig im Streit." C.H.Spurgeon ,,Der Herr, mächtig im Streit." Ps. 24, 8.

Wohl mag unser Gott in den Augen der Seinen herrlich sein, dieweil sie sehen, wie große Wunder Er in ihnen, für sie und durch sie gewirkt hat. Für sie hat der Herr Jesus auf Golgatha jeden Feind überwunden und alle Waffen des Erzfeindes zerstört durch die Vollendung seines Werkes im vollkommenen Gehorsam; durch seine siegreiche Auferstehung und Himmelfahrt hat Er alle Hoffnung der Hölle völlig vernichtet und hat unsre Feinde gänzlich zuschanden gemacht, da Er durch sein Kreuz den Sieg über sie davontrug. Jeder Pfeil der Schuld, den der Satan auf uns hätte schleudern können, ist zerbrochen, denn wer mag die Auserwählten Gottes beschuldigen? Zerschmettert sind die scharfen Schwerter der höllischen Bosheit, und umsonst die beständigen Anläufe der Schlangenbrut. Denn der Lahme in der Gemeinde des Herrn macht Beute, und der schwächste Streiter wird gekrönt. Die Erlösten rühmen und preisen ihren Herrn mit Recht für das, was Er in ihnen gewirkt hat, weil die Pfeile ihrer natürlichen Bosheit geknickt und die Waffen ihrer Empörung zerschmettert sind. Welche Siege hat die Gnade in unsren boshaftigen Herzen errungen! Wie herrlich erscheint Jesus, wenn der Wille gebeugt, wenn die Sünde entthront ist! Und was uns noch Sündliches anhaftet, soll gleicherweise überwunden werden, und jede Versuchung, jeder Zweifel, jede Furcht soll gänzlich überwunden werden. In dem Salem unsrer friedlichen Herzen ist der Name Jesu über alle Maßen herrlich; Er hat unsre Liebe gewonnen und wird sie behalten. Ganz ebenso dürfen wir auf Siege hoffen, die Er durch uns erkämpft. Wir überwinden weit durch Den, der uns geliebet hat. Wir werden die Mächte der Finsternis unterwerfen, die in der Welt sind, durch unsern Glauben, durch unsern Eifer und durch unsre Heiligung; wir werden Sünder für Jesum gewinnen, wir werden falsche Lehren zuschanden machen, wir werden Völker bekehren, denn Gott ist mit uns, und niemand mag uns widerstehen. Christlicher Streiter, singe deinen Schlachtgesang, und mache dich bereit zum morgenden Kampf. Der in uns ist, ist größer, denn der in der Welt ist. Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge, und die Berge mitten ins Meer sänken.
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Beitrag von Joschie »

Ps 25,5 C.H.Spurgeon ,,Leite mich in Deiner Wahrheit, und lehre mich; denn Du bist der Gott, der mir hilft. Täglich harre ich Deiner." Ps. 25, 5.

Wenn der Gläubige mit zitternden Füßen angefangen hat, in Gottes Wegen zu wandeln, so begehrt er weiter geleitet zu werden, wie ein kleines Kind, das der Mutter hilfreiche Hand aufrecht erhält, und er sehnt sich nach umfassenderer Unterweisung in den Anfangsgründen der Wahrheit. Die Grundrichtung seines Gebets ist das Verlangen nach innerer Erfahrung. David hatte viel Erkenntnis, aber er fühlte seine Unwissenheit wohl und begehrte, in der Schule des Herrn fortgebildet zu werden; viermal in zwei Versen bittet er um Belehrung in der Schule der Gnade. Es wäre gut, wenn manche Bekenner der evangelischen Wahrheit, statt ihren eignen Ansichten zu folgen und sich neue Bahnen der Erkenntnis zu suchen, nach den guten alten Wegen der ewigen Gottes-Wahrheit fragten und den Heiligen Geist darum anflehten, daß Er ihnen ein geheiligtes Verständnis und ein gelehriges Herz schenken möchte. ,,Denn Du bist der Gott, der mir hilft." Der dreieinige Jehovah ist der Urheber und Vollender des Heils seines Volkes. Liebe Seele, ist Er der Vollender deines Heils? Ist Er der Gott, der dir hilft? Findest du in des Vaters Gnadenwahl, in des Sohnes Versöhnung und in des Heiligen Geistes Erweckung den letzten und höchsten Grund deiner ewigen Hoffnungen? Dann darfst du diese Wahrheit als ein Pfand betrachten, daß dir noch weitere Segnungen zuteil werden sollen; wenn der Herr dich zur Seligkeit verordnet hat, so verweigert Er dir wahrlich nicht, dich noch weiter in den Wegen seines Heils zu unterrichten. Es ist etwas Seliges darum, wenn wir den Herrn mit der Zuversicht anrufen können, die wir hier bei David finden; sie gibt unserm Gebet eine große Kraft und tröstet uns in Trübsal. ,,Täglich harre ich Deiner." Geduld ist die schöne Dienerin und Tochter des Glaubens; wir harren freudig, wenn wir gewiß wissen, daß wir nicht umsonst warten. Es ist unsre Pflicht und unser Vorrecht, des Herrn zu harren im Gottesdienst, im Gebet, in der Hoffnung, im täglichen Vertrauen auf seine Hilfe. Unser Glaube muß in der Prüfung geläutert werden, und wenn er rechter Art ist, so erträgt er auch die dauerndste Prüfung ohne Wanken.
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Beitrag von Joschie »

Ps 25,9 D.Rappard Er leitet die Elenden recht. Ps. 25,9.
Das sind ja ganz bevorzugte Leute, die da und dort, vornehmlich in den Psalmen, als ,,d i e E l e n d e n" bezeichnet sind. Der Herr leitet die E l e n d e n recht; er lehrt die E l e n d e n seine Wege (Ps. 25, 9). Er labet die E l e n d e n mit Gütern (Ps. 68, 11). Er hilft den E l e n d e n herrlich (Ps. 149, 4). - Das deutsche Wort Elend heißt im Alt-Gothischen: ,,ein anderes Land", das Ausland. Die Elenden wären somit Ausländer, Fremdlinge, Einsame.

Nun muß gesagt werden, daß das Wort, das in den genannten Stellen mit ,,die Elenden" übersetzt ist, wohl genauer heißt: ,,die Sanft- oder Demütigen". Doch mit dem feinen Sprachgefühl, das ihm eignete, hat Luther erkannt, daß die Gesinnung, von der jene Stellen handeln, nicht eine Charakteranlage, sondern eine Frucht vorhergegangener, wohl schmerzlicher Erziehung sei. Sanftmütig G e w o r d e n e, G e d e m ü t i g t e, G e b e u g t e, - das sind die E l e n d e n, denen die oben angeführten köstlichen Verheißungen gelten.

So verstehen wir auch, warum gerade dieser Ausdruck vielen auserwählten Seelen so köstlich ist. ,,W i r s e l i g e n E l e n d e n, d e n e n d e r H e r r s o h e r r l i c h h i l f t!" schrieb einmal eine begnadigte Magd des Herrn. ,,Weil ich so elend bin, willst du mein Alles sein," singt ein Dichter. Und unvergleichlich schön hat einer gesagt: ,,Gebrochen w e r d e n, tut weh, aber gebrochen s e i n, ist selig."

Herr, wenn ich nur Dich habe, bin ich in meiner Armut reich und in meinem Elend glückselig.
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Beitrag von Joschie »

Ps 25,18 C.H.Spurgeon ,,Sieh an meinen Jammer und Elend, und vergib mir alle meine Sünde." Ps. 25, 18.
Wohl uns, wenn unsere Gebete um Erlösung aus unseren Leiden verbunden sind mit Bitten wegen unserer Sündennot; wenn wir da, wo die Hand Gottes schwer auf uns liegt, uns nicht ganz gefangen nehmen lassen von unsrer Trübsal, sondern auch unserer Übertretungen eingedenk sind. Es ist gut, wenn wir beides, Sünden und Sorgen, an denselben Ort bringen. David kam mit seinem Kummer und Elend zu Gott; seinem Gott bekannte David auch seine Sünden. Daraus siehst du, daß wir unsere Trübsal vor den Thron Gottes bringen müssen. Wirf deine Anliegen auf Gott deinen Herrn, denn Er zählt auch die Haare auf deinem Haupte. Gehe hin zu Ihm, deine gegenwärtige Trübsal sei, welcher Art sie wolle, so wirst du Ihn bereit und willig finden, dich zu erleichtern. Aber wir müssen auch unsere Sünden vor den Thron Gottes bringen. Wir müssen sie zum Kreuz mitnehmen, damit das Versöhnungsblut darauf falle und ihre Schuld austilge.

Die besondere Lehre aber, die wir aus unserer Schriftstelle ziehen, ist die, daß wir mit unsern Sorgen und Sünden im rechten Geiste zum Herrn gehen. Achte darauf, daß alles, was David hinsichtlich seines Elends bittet, in nichts anderem besteht, als: ,,Siehe an meinen Jammer und Elend;" aber die nächste Bitte ist bei weitem bestimmter, entschiedener, dringender, deutlicher: ,,Vergib mir alle meine Sünde."

Mancher schwergeprüfte Gläubige hätte vielleicht eher gesagt: ,,Nimm weg all meinen Jammer und Elend, und siehe meine Sünde an." Aber so spricht David nicht; er ruft aus: ,,Herr, was meinen Jammer und Elend betrifft, so will ich Deiner Weisheit nichts vorschreiben. Herr, sieh sie an, ich überlasse sie ganz Dir, ich hätte eine große Freude, wenn sie mir ganz abgenommen würden, aber tue nach Deinem Wohlgefallen; doch was meine Sünden betrifft, o Herr, so weiß ich wohl, was ich gern hätte: ich brauche Vergebung, ich kann es keinen Augenblick länger ertragen, unter ihrem Fluch zu liegen." Ein Christ schätzt seine Leiden geringer auf der Waage als seine Sünden; wenn seine Trübsale noch länger andauern, so kann er es wohl erdulden, aber die Last seiner Übertretungen wird ihm unerträglich.
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Ps 26,9 C.H.Spurgeon ,,Raffe meine Seele nicht hin mit den Sündern." Ps. 26, 9.
Furcht gab dem König David dies Gebet ein, denn es flüsterte ihm etwas zu: ,,Vielleicht wirst du am Ende doch noch mit den Gottlosen hingerafft." Diese Furcht, obgleich vom Unglauben befleckt, entspringt in der Hauptsache doch aus einer heiligen Bekümmernis, die in der Erinnerung an begangene Sünden ihren Grund hat. Auch der Mensch, der Vergebung empfangen hat, fragt ernstlich: ,,Wie, wenn zuletzt meiner Sünden gedacht werden sollte, und ich ausgeschlossen bliebe vom Verzeichnis der Erretteten und Seligen?" Er denkt an seine gegenwärtige Dürre: so wenig Gnade, so wenig Liebe, so wenig Heiligung; und wenn er in die Zukunft blickt, sieht er seine Schwachheit an und die vielen Versuchungen, die auf ihn warten; und er fängt an, sich zu fürchten, er möchte fallen und dem Feinde zur Beute werden. Ein Gefühl der Sünde und des vorhandenen Bösen und sein innewohnendes Verderben zwingen ihn, mit Furcht und Zittern zu beten: ,,Raffe meine Seele nicht hin mit den Sündern." Lieber Freund, wenn auch du dies Gebet gebetet hast, und wenn dein Gemütszustand in dem Psalm, welchem es entnommen ist, richtig geschildert ist, so brauchst du nicht zu fürchten, daß du werdest mit den Sündern hingerafft werden. Hast du die beiden Tugenden, welche David besaß: den äußeren Wandel in Aufrichtigkeit und das inwendige Vertrauen auf den Herrn? Verlässest du dich auf das Versöhnungsopfer Christi, und kannst du die Hörner des götttlichen Altars mit demutsvoller Hoffnung umfassen? Ist's also, dann sei versichert, daß du nicht mit den Gottlosen hingerafft wirst, denn solches Unglück ist unmöglich. Das Einsammeln am jüngsten Gericht ist leicht zu verstehen. ,,Sammelt zuvor das Unkraut und bindet es in Bündlein, daß man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheunen." Gleichest du nun dem Volke Gottes, so wirst du eingesammelt mit dem Volke Gottes. Du kannst nicht mit den Boshaftigen hingerafft werden, denn du bist zu teuer erkauft. Weil du versöhnt bist durch das Blut Christi, so bist du sein ewiges Eigentum, und wo Er ist, da müssen die Seinen auch sein. Du stehst zu hoch in seiner Liebe, als daß Er dich verwerfen könnte mit den Verworfenen. Sollte auch nur einer umkommen, der Christo teuer ist? Unmöglich!
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Beitrag von Joschie »

Ps 27,1 C.H.Spurgeon ,,Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen?" Ps. 27, 1.
,,Der Herr ist mein Licht und mein Heil." Hier ist ein persönlicher Anteil vorhanden: ,,mein Licht", ,,mein Heil"; die Seele ist dessen gewiß, und darum bezeugt sie es bestimmt. In der neuen Geburt wird in die Seele Licht ausgegossen als der Vorläufer des Heils; wo nicht genug Licht ist, um uns unsre Dunkelheit zu zeigen und uns ein Verlangen nach dem Herrn Jesu einzuflößen, da ist keine Gewißheit der Seligkeit. Nach der Bekehrung ist Gott unsre Freude, unser Trost, unser Führer, unser Lehrer und in jeder Hinsicht unser Licht: Er ist Licht in uns, Licht um uns, Licht, das von uns zurückgestrahlt wird, und Licht, das uns geoffenbaret wird. Beachte wohl, es heißt nicht bloß, daß der Herr Licht gibt, sondern: Er ist das Licht; auch nicht, daß Er das Heil gibt, sondern: Er ist das Heil; wer sich also durch den Glauben Gott zugeeignet hat, hat alle Bundesgnaden in seinem Besitz. Nachdem diese Wahrheit uns zur Gewißheit geworden ist, führt uns unser Schriftwort die Folgerung, die sich daraus ergibt, mit der Frage zu Gemüt: ,,Vor wem sollte ich mich fürchten?" Eine Frage, die ihre eigne Antwort ist. Die Mächte der Finsternis brauchen wir nicht zu fürchten, denn der Herr, unser Licht, zerstört sie; und vor der höllischen Verdammnis darf uns nicht grauen, denn der Herr ist unser Heil. Das ist eine ganz andre Herausforderung als die des ruhmredigen Goliath; denn sie verläßt sich nicht auf die betrügliche Kraft eines fleischernen Arms, sondern auf die gewisse Macht des allüberwindenden Jehovah. ,,Der Herr ist meines Lebens Kraft." Hier ist eine dritte leuchtende Wahrheit, die uns zeigt, daß des Sängers Hoffnung mit einer dreifältigen Schnur geknüpft ist, die nicht reißt. Wir dürfen die Ausdrücke unsres Lobes wohl häufen, so der Herr seine Gnadenwirkungen so reichlich über uns ausgießt. Unser Leben empfängt alle seine Kraft von Gott, und wenn es Ihm wohlgefällt, uns stark zu machen, so vermögen alle Ränke des Widersachers uns nicht zu schwächen. ,,Vor wem sollte mir grauen?" Diese kühne Frage schaut in die Zukunft, wie in die Gegenwart. ,,Wenn Gott für uns ist, wer mag wider uns sein?"
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Ps 27,4 Ch.Spurgeon "Eins bitte ich vom Herrn, das hätte ich gern, daß ich bleiben dürfe im Hause des Herrn mein Leben lang, zu schauen die Lieblichkeit des Herrn und seinen Tempel zu betrachten." Psalm 27,4

Geteilte Bestrebungen führen zu Zerstreuung, Schwäche und Mißlingen. Der Mann, der nur einen Lebenszweck kennt, kommt ans Ziel. Mögen sich all unsere Neigungen in eine zusammenfassen und sich diese eine auf himmlische Dinge richten! David hat dies eine vom Herrn erbeten - das ist die rechte Zielscheibe für unsere Wünsche, die rechte Quelle, unseren Schöpfeimer hinein zu tauchen; dies ist die Tür, an welche wir pochen, dies ist die Bank, auf die wir unsere Wechsel ziehen sollen.

Man sollte von David in seiner notvollen Lage erwarten, daß er Ruhe, Sicherheit und tausend andere Dinge begehren würde. Doch nein, an den Herrn hat er sein Herz gehängt, und er verzichtet auf alles andere. Er trachtet danach, im Hause des Herrn zu wohnen.

Heilige Wünsche müssen zu entschlossenem Handeln führen. Wünsche sind Saatkörner, die auf den fruchtbaren Acker der Tätigkeit ausgestreut werden müssen, sonst bringen sie keine Ernte. Wir können es zur Genüge erfahren, daß unsere Wünsche wie Wolken ohne Regen sind, wenn ihnen nicht tatkräftiges Streben folgt.

David sehnte sich, allezeit in dem Hause des Herrn zu wohnen. Das ist auch unser Wunsch. Wir haben Heimweh nach dem Vaterhaus droben, nach der Heimat unserer Seele. Dürfen wir nur dort auf ewig bleiben, so sorgen wir uns wenig um die Güter oder die Übel dieses armen Lebens. Davids größter Wunsch war es, die Lieblichkeit des Herrn anzuschauen. Wahrlich, eine herrliche Aufgabe für die wahren Anbeter Gottes im Himmel und auf der Erde!

Wir sollten in die Versammlungen der Gläubigen nicht kommen, um zu sehen und uns sehen zu lassen oder nur den Prediger zu hören, sondern wir sollten in der Gemeinde des Herrn mit dem Verlangen erscheinen, die Herrlichkeit unseres Herrn immer besser kennenzulernen und seine Liebe zu bewundern. Was für ein Anschauen wird das sein, wenn jeder gläubige Nachfolger Jesu "den König sieht in seiner Schönheit" (Jesaja 33,17).
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D.Rappard Mein Herz hält Dir vor Dein Wort: ,,Ihr sollt mein Antlitz suchen." Darum suche ich auch, Herr, Dein Antlitz. Ps. 27,8.

Das ist ein köstliches Gebet, das sich so fest stützen kann auf Gottes Zusage. Mein Herz hält Dir vor Dein Wort, das ist die Zutrittskarte zum Audienzzimmer des Königs aller Könige. Er kann uns nicht abweisen, wenn wir uns auf seine eigene Einladung berufen. - Ihr sollt mein Antlitz suchen. Das Antlitz eines Menschen ist der Spiegel und Ausdruck seiner Persönlichkeit. Wenn wir vom Antlitz des unsichtbaren Gottes reden, so denken wir an die Offenbarung seines Wesens durch seinen Geist und sein Wort. Das Suchen seines Antlitzes geschieht im Gebet, aber es umfaßt weit mehr als das Aussprechen unserer Bitten. Die Schrift selbst unterscheidet in zarter Weise das Beten vom Suchen des göttlichen Angesichts (2. Chron. 7, 14). Es ist ein Anbeten in der Stille, ein Dringen bis zu Gott hin, ein Durchbrechen der Wolken, die uns von ihm trennen wollen. Und weil der Herr selbst uns zu solchem Suchen auffordert, dürfen wir es kühnlich wagen, es zu tun. Darum suche ich auch, Herr, Dein Antlitz. Es ist selig und kräftigend, jeden Morgen das Antlitz Gottes zu suchen und zu finden, ehe wir das geliebteste menschliche Angesicht begrüßen.

Ich suche Dein Antlitz, mein Herz ist bereit, Komm, wohne und wandle in mir allezeit! Ich suche Dein Antlitz, mich dürstet nach Dir; Mein Gott und mein
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Ps 27,14 C.H.Spurgeon ,,Harre des Herrn." Ps. 27, 14.
Es mag uns vorkommen, es sei etwas Leichtes um das Harren, aber es ist eine Aufgabe, die ein christlicher Streiter erst nach jahrelanger Übung lernt. Eilmärsche und Schanz-Arbeiten kommen dem Krieger Gottes leichter an, als das Stillesein und Harren. Es gibt Stunden der erwartungsvollsten Ungewißheit, wo der bereitwilligste Christ in seinem Verlangen, dem Herrn zu dienen, nicht weiß, welchen Weg er einschlagen, wofür er sich entscheiden soll. Was soll er dann tun? Sich mit Unruhe ängstigen? Soll er feige fliehen, soll er furchterfüllt zur Rechten ausweichen, soll er vermessen vorandringen? Nein, er soll ganz einfach harren. Aber: harre im Gebet. Schreie zu Gott, und wirf dein Anliegen auf Ihn; sag' Ihm, was dich drückt, was dich ängstigt, und berufe dich auf seine Verheißung, daß Er dich nicht wolle verlassen noch versäumen. In Zweifeln, wie du dich zwischen verschiedenen unvereinbaren Pflichten entscheiden sollest, ist's köstlich, daß wir in Kindesdemut uns bescheiden, und in Seeleneinfalt auf den Herrn harren dürfen. Es schlägt gewiß zu unserm Heil aus, wenn wir unsre Unwissenheit fühlen und erkennen und von Herzen willig sind, uns vom göttlichen Willen leiten zu lassen. Aber harre im Glauben. Beweise dein unerschütterliches Vertrauen auf Ihn; denn ein ungläubiges, zweifelloses Harren ist nur eine Schmach für den Herrn. Glaube, daß, wenn Er dich auch bis tief in die Nacht hinein harren läßt, Er dennoch zu rechter Zeit erscheint; sein Kommen ist gewiß und verziehet nicht. Harre in stiller Geduld; lehne dich nicht auf, weil du unter der Rute der Heimsuchung still halten mußt, sondern segne und preise Gott dafür. Wünsche nie, du möchtest lieber wieder zur Welt zurückkehren, sondern nimm alles so an, wie's Gott schickt, und schicke dich darein mit willigem Herzen und einfältigem Gemüt, ohne allen Eigenwillen; überlaß alles der Hand deines Bundes-Gottes und sprich: ,,Siehe, Herr, nicht mein, sondern Dein Wille geschehe. Ich weiß nicht, was ich tun soll; ich bin ratlos und weiß keinen Ausweg mehr, aber ich will harren, bis daß Du die Fluten zerteilst oder meine Feinde hinter mir zurücktreibst. Ich will harren, wenn du mich auch tagelang hinhältst, denn mein Herz verläßt sich allein auf Dich, o Gott, und mein Geist harrt Deiner in der völligen Überzeugung, daß Du dennoch mein Trost und mein Teil bist, meine Zuflucht und meine Burg."
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