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Oftmals stehen da recht interessante Meldungen drin. In der neuesten Mitteilung Der „Fall Wolfgang Nestvogel“ und die falsche reformatorische Endzeitlehre geht es jedoch den Reformierten und der dort vertretenen amillenialistischen Sicht der Endzeit an den Kragen. Hierzu einige Auszüge, die ich mir mal zu kommentieren erlaube:
Der Glaube an ein wörtliches tausendjähriges Reich und ein wörtliches Verständnis der alttestamentlichen Verheißungen an Israel, wie ihn Nestvogel und im übrigen die meisten bibeltreuen Christen heute vertreten („Prämillenialismus“, oft auch als „Dispensationalismus“ bezeichnet), wird heute von einer wachsenden Zahl dogmatischer Calvinisten und „reformatorischer“ Christen angegriffen.
Prämillenialismus und Dispensationalismus kann man genausowenig gleichsetzen wie Hund und Dackel. So hat der sog. Historische Prämillenialismus nichts mit Dispansationalismus zu tun.
Der Dispensationalismus ist eine Erfindung von Darby und seinen Kollegen im 19. Jhd. Wenn jemand etwas Neues an Stelle des Alten einführen will, ist er beweispflichtig, nicht die anderen.
Wenn man die sehr zahlreichen prophetischen Aussagen des AT über die Wiederherstellung Israels und das messianische Friedensreich am Ende der Zeiten im geschichtlichen und wörtlichen Sinn versteht, was der einzig wirklich bibeltreue Auslegungsansatz ist, dann folgt daraus völlig eindeutig, daß wir ein wörtliches tausendjähriges Reich zu erwarten haben, das der wiederkommende Herr selbst einführt, und in dem Israel eine Schlüsselrolle spielt. Diese Lehre wird durch zahlreiche Aussagen des NT unterstützt.
"Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt." - Johannes 18,36
Umgekehrt ist die sogenannte „reformatorische“ Endzeitlehre das Ergebnis einer verdrehten Deutung der alttestamentlichen Prophetie, wie sie von den frühen Irrlehrern der katholischen Kirche propagiert wurde, allen voran Origenes und Augustinus.
Naja, auch in den Evangelien wurden solche "verdrehten Deutungen" von AT-Prophetien vorgenommen, denn streng wörtlich ausgelegt sind die nun wirklich nicht. Außerdem ist es für eine Lehre grundsätzlich unschädlich, wenn sie (auch) von einer ansonsten lehrmäßig unzuverlässigen Institution vertreten wird.
Es war ein wesentlicher Bestandteil der bibeltreuen Erweckung in den englischsprachigen Ländern, die Gott Mitte des 19. Jh. schenkte, daß die falschen calvinistischen Endzeitlehren überwunden wurden durch eine heilsgeschichtliche Sichtweise.
Eine kühne Behauptung...

Diese wurde ganz einfach dadurch gewonnen, daß man das prophetische Schriftwort wörtlich ernst nahm und Schrift mit Schrift verglich (daraus entstand z.B. die bekannte „Scofield-Bibel“).
Auch der Reformierte nimmt die Schrift wörtlich ernst, aber er versteht, dass diese Stellen ihrer Natur nach nicht wörtlich gemeint sein können.
Wir wollen den Gläubigen, die heute amillenialistischen Überzeugungen anhängen, nicht das Bemühen um Bibeltreue absprechen; wohl aber müssen wir darauf hinweisen, daß die amillenialistische Position dieser calvinistischen und reformatorischen Kreise in bezug auf die Auslegung von Gottes heiligem Offenbarungswort das Gegenteil von Bibeltreue bedeutet.
Harte Worte, die wie gesagt etwas erstaunen, wenn man sieht, dass die Lehren Darbys gerade mal 200 Jahre alt sind. Unabhängig davon wurde schon mehrfach von reformierter Seite darauf hingewiesen, dass eine stur-wortwörtliche Auslegung von alttestamentlichen Prophetien zu absurden Ergebnissen führt.
Interessanterweise wird gerade von dispensationalistischer Seite recht frei mit dem Grundsatz "alles wörtlich" umgegangen, und manches eben - nach willkürlichen Erwägungen - doch symbolisch gedeutet.
Zu bedenken ist auch die üble Frucht der amillenialistischen Falschlehre. Sie hat im 2. bis 4. Jh. den Übergang der römischen Kirche zur Hure Babylon, zur Kirche der weltlichen Macht, bereiten helfen. Die Lehre Augustins, daß die Kirche Israel ersetze und das Tausendjährige Reich zu verwirklichen habe, gab den Päpsten die scheinbare Rechtfertigung, nach weltlicher Macht zu streben, Könige einzusetzen und mit dem Schwert Menschen zum „Christentum“ zu „bekehren“. Sie war ein böser Sauerteig, der die Entartung der apostolischen Gemeinde förderte und bis heute Anlaß für viele Lästerungen gegen das Christentum gibt. Auch in der reformatorischen Geschichte ist diese Falschlehre für manche beschämende Entwicklung mit verantwortlich, u.a. für die Hinrichtung von Täufern und Häretikern auf Veranlassung von Kirchenführern und für die Kriege im Namen des Glaubens, wie sie seitens der französischen Hugenotten und der englischen Puritaner geführt wurden.
Auch hier wird wieder die Lehre mit dem Mißbrauch der Lehre gleichgesetzt.
In der Praxis bedeutet diese Lehre, daß der Weg geebnet wird für die Illusion einer allmählichen christlichen Durchdringung der Gesellschaft (vgl. die reformatorische Falschdeutung des Gleichnisses vom Sauerteig in Mt 13,33). Der immer schneller sich entwickelnde Abfall vom Glauben, die deutlichen endzeitlichen Entwicklungen, die auf den Höhepunkt der antichristlichen Herrschaft und darauf folgend auf das Kommen des Herrn zum Gericht zulaufen, werden letztlich verharmlost und die Gemeinde in einen gefährlichen Schlaf gelullt (vgl. Röm 13,11-14; 1Thess 5,1-7).
Hier wird Amillenialismus mit Postmillenialismus verwechselt.
Es steht zu befürchten, daß die falschen Lehren eines Augustin in Zukunft mit dazu beitragen, reformatorische und modern-evangelikale Kreise zurück in den Bannkreis der römischen Kirche und ihres antichristlichen Programms zu ziehen.
Reformierte haben i.d.R. nichts mit dem modernen Wellness-Evangelikalismus zu tun, sondern versuchen sich davon abzugrenzen. Und warum um alles in der Welt sollen sie zurück nach Rom gehen, nur weil es Parallelen in der endzeitlichen Sicht gibt?

Die Selbstverständlichkeit, mit der manche Dispensationalisten ihre - relativ neue - Lehre als einzig bibeltreue ansehen, ist manchmal etwas befremdlich...
Gruß
PvE