Hilfe ich muß mich entscheiden !?

Alte, geschlossene Beitragsfolgen

Moderator: Jörg

Gesperrt
Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5966
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Hilfe ich muß mich entscheiden !?

Beitrag von Joschie »

Hallo Ihr!
Ich habe lange überlegt wo ich dieses Thema was mich sehr bewegt einlogge. Ich habe mich jetzt für dieses Forum entschieden. Bei vielen Gesprächen mit jüngeren und älteren Geschwistern und im persönlichen Leben bei mir, ist mir eine große Unsicherheit bei dem Thema : Wie erkenne ich den Willen Gottes?, für mich persönlich aufgefallen. Beim Durchlesen der verschiedenen Foren bei Bifo, ist über dieses Thema ja schon geschrieben worden. Dabei ging es ja meist um Partnerwahl, aber wie ist es mit den vielen anderen Dingen, wie Arbeitsplatzwahl, Beruf oder wenn es um Ortswechsel geht :?: Wenn man sich dazu die Bücher, die es über dieses Thema gibt durchliest, und diese gibt's in reicher Auswahl, scheint es im ersten Moment das alles ganz klar ist und im grauen Alltag; so auch meine Erfahrung nach vielen Gesprächen, ist dann nicht's mehr so klar. Ich würde mich freuen wenn ihr eure Erfahrung und Meinungen dazu schreiben würdet :!: :idea: :shock:
Joschie :wink:
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

joasch
Beiträge: 175
Registriert: 07.04.2005 10:57
Wohnort: 32832 Augustdorf

Beitrag von joasch »

Hallo Joschie,

ist der Titel Deines Postings bloß ein Zufall oder kennst Du das Buch von Gary Friesen mit demselben Namen "Hilfe, ich muss mich entscheiden"? Es ist bei Jota (Hammerbrücke) erschienen. Vor Jahren habe ich das Original gelesen (die deutsche Übersetzung war damals noch nicht veröffentlicht) und kann es nur wärmstens empfehlen.

Friesen räumt gründlich mit den in frommen Kreisen kursierenden Mythen auf, wie man angeblich Gottes Willen erkennen könne, und verweist auf die Schrift allein. Zu Fragen, die darin nicht geoffenbart sind, haben wir (im Rahmen unserer menschlichen Begrenzungen) durchaus Freiheit.

(O Mann, und sowas sag ich als Calvinist? Nicht daß ich dafür noch gesteinigt werde...! :lol: )

Ich hoffe, das hilft weiter?

Herzliche Grüße
Joachim
Solus Christus - Sola Gratia - Sola Fide - Sola Scriptura - Tota Scriptura

Benutzeravatar
Stefan Pohl
Beiträge: 277
Registriert: 07.04.2005 10:48

Beitrag von Stefan Pohl »

joasch hat geschrieben:(O Mann, und sowas sag ich als Calvinist? Nicht daß ich dafür noch gesteinigt werde... )
Solange Dir das nicht im »nur-für-Calvinisten-Bereich« unterläuft, kann Dir vielleicht Absolution zuteil werden.

Ansonsten kenne ich zwar das Buch nicht, denke aber auch, daß wir desto souveräner richtig entscheiden können, je mehr Wort Gottes in uns wohnt – selbst in Fragen, die nicht explicit in der Schrift abgehandelt werden.

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5966
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

entscheiden

Beitrag von Joschie »

Hallo Joasch!
Du hast schon richtig vermutet, das ich den Titel nach dem Buch von Garry Friesen genommen habe. Keine Sorge du wirst nicht gesteinigt, dich erwarten auch keine anderen weiteren Strafen. $:P In der Ethik von Thomas Schirrmacher Band 3 zitiert er auch Garry Friesen und das in positiver Weise. Das Kapitel über den Willen Gottes aus der Ethik ist als Broschüre unter dem Titel "Wie erkenne ich den Willen Gottes" beim RVB-Verlag erschienen. Nach vielen Gesprächen merke ich das ganz oft, wenn es um Entscheidungen geht , das dabei oft mehr Mystik eine Rolle spielt , als das Wort Gottes. Täusche ich mich da :?: Bin auf eure Antworten gespannt.
Joschie!
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Sanftwut
Beiträge: 45
Registriert: 05.07.2005 19:58
Wohnort: Hof

Gottes Wille erkennen

Beitrag von Sanftwut »

Hallo,

das Buch von G. Friesen habe ich mit großem gewinn gelesen.
Nachstehend eine Zusammenfassung, die ich immer wieder gerne zu der Frage. Wie kann ich den Willen Gottes erkennen" poste.

Grundsätzlich finde ich in der Bibel folgende Varianten wie
Gott uns führt.

1. Souveräne Führung
Gott führt alles durch seinem souveränen Willen und
Ratschluß. Dieser souveräne Wille ist uns nicht in allem offenbart, aber er
ist von uns uneingeschränkt zu akzeptieren. z.B. unsere Auserwählung vor
Grundlegung der Welt

2. Ethische Führung
Betrifft den Bereich des sittlichen Verhaltens in
dieser Welt. Den ethischen Willen Gottes haben wir in seinem Wort offenbart.
Es handelt sich um eine unmittelbare Führung der Gläubigen durch die
geoffenbarten Richtlinien und Gebote der Heiligen Schrift.

3. Weise Führung findet in dem Bereich statt, wo wir keine direkten
Anweisungen von Gott haben. Durch die uns von Gott geschenkte Weisheit unter
Einsatz von gesundem Menschenverstand und Gebet haben wir die Freiheit nach
der geistlichen Zweckmäßigkeit zu entscheiden. Dabei sind Alternativen
möglich, die immer auch Gottes gutem Willen entsprechen, solange sie in
seinem ethischen Willen sind. Gott hat mir Verstand und Weisheit gegeben und
erwartet deshalb auch von mir , daß ich Entscheidungen treffe, die er dann
auch nicht in Frage stellt.

4. Besondere Führung durch Gottes Stimme, Engel, Traum oder Wunder in
besonderen Situationen. Ich glaube , daß diese Art von Führung heute nur
noch selten statt´findet.

Paulus hat z. B. bei folgenden Gelegenheiten nach der weisen Führung (Punkt
3) Entscheidungen getroffenen
"Darum ertrugen wir´s nicht länger und beschlossen, in Athen allein
zurückzubleiben, und sandten Timotheus...(1.Thess.3,1-2)
"Ich habe es aber für nötig angesehen, den Bruder Epaphroditus zu euch zu
senden..(Phil.2,25)
"Er nahm sich im Geist vor...nach Jerusalem zu reisen" Apo.19,21)
Gerade aus den Reiseberichten ist erkennbar, daß Paulus einerseits direkte
Führung Gottes erfuhr, aber auch Pläne machte und danach handelte. Dabei
bleibt es ihm und auch uns immer klar, daß der souveräne Wille Gottes zu
(be)achten ist.

Beispielhaft will ich diese Prinzipien auf die Frage der Wahl eines Ehepartners angewenden. Das führt
mich zunächst dazu, daß es Gottes souveräner Wille war die Ehe zu stiften.
In der Bibel sind die dabei zu beachtenden ethischen Normen beschrieben. So
soll ein gläubiger Christ z.B. keinen ungläubigen Partner heiraten.
Nach der Weisheit Gottes werde ich mir auch Gedanken machen wer zu mir passt
usw. Im Willen Gottes kann es aber auch sein, daß Gott mir Alternativen
lässt. Ich darf möglicherweise aus einer Zahl von möglichen Alternativen
auswählen, die alle im guten und vollkommen Willen Gottes liegen. Wenn ich
dann allerdings meine Wahl getroffen habe, bin ich auch an meinen Ehepartner
gebunden, weil das dem ethischen (biblischen) Willen Gottes entspricht.


Wie du schon bemerkt hast, halte ich die Vorstellung von einem individuellen
Willen Gottes für nicht richtig. Es gibt keinen von Gott festgelegten Plan,
der alles in meinem Leben für eine "Ideallinie" determiniert. Ich will das
am beispiel der Entscheidung zu Heiraten nochmal deutlich machen. Ich denke,
daß für eine weise Heiratsentscheidung folgende Prinzipien zu beachten sind,
aus denen Gottes fürsorgliche Leitung hervorgeht.

1. Der Christ, der über das Heiraten nachdenkt, muss zwei Entscheidungen
treffen: ob er heiraten will und wen er heiraten will.
2. Die Bibel lehrt, daß beide Entscheidungen in den Bereich der Freiheit
fallen. Die Entscheidung wird weder von Gottes ethischen Willen, noch von
einem sogenanten individuellen Willen Gottes festgelegt. Gott hat dem
Gläubigen das Vorrecht und zugleich die Verantwortung gegeben,
Entscheidungen zu treffen, die ihm am besten helfen den Geboten Gottes zu
gehorchen und seine geoffenbarten Ziele zu verwirklichen.
3. Es gibt Vor- und Nachteile der Ehe und des Singleseins, die man auch
identifizieren kann. Viele von ihnen werden in 1.Kor.7 aufgezählt.
4. Egal in welchen Stand man sich gerade befindet, ist das oberste Ziel
nicht, seine Situation zu verändern, sondern zu lernen, in der momentanen
Situation Gott wirkungsvoll zu dienen.
5. Während die Heiratsentscheidung nicht von Gottes ethischem Willen
festgelegt wird, wird sie aber von ihm reguliert.
6. Der ethische Wille Gottes bestimmt zwei Aspekte der Heiratsfrage. Erstens
legt er die Grenzen der Gruppe möglicher Heiratskandidaten fest. Ein Christ
darf nur einen anderen Christen heiraten. Zweitens zeigt der die
Verpflichtungen an, die diejenigen eingehen, die tatsächlich heiraten.
7 Es gibt mehr als genug Weisheitsquellen, die Gott bereitgestellt hat, um
auf diesem Gebiet weise Entscheidungen zu treffen (z.B. Sprüche
31,10ff -Profil einer gottesfürchtigen Frau-; oder weise Ratgeber).
Es ist die Aufgabe eines Christen, sie mit Fleiß auffindig zu machen.

Gruß
Sanftwut
Critically examine everything.
Hold on to the good. (1.Thess.5,21)

Gesperrt