Ich hoffe niemand schreibt hier nur um seine Meinung zu verteidigen, sondern ist offen für das Reden der Heiligen Schrift. Deshalb auch der Themenname. Ich habe mir schon einige andere Themen durchgelesen und es ist leider häufig zu beobachten, dass die beiden Fronten die diskutieren sich nicht erweichen, sondern so auseinander gehen, wie sie zusammentrafen. Ich kenne das auch von mir selbst, in manchen Diskussionen geht es mehr darum recht zu behalten, als die Wahrheit zu reden. Ich hoffe also, dass wir mit dieser Diskussion das Ziel verfolgen, dass wir Wachsen in" der Erkenntnis seiner selbst." (Eph 1, 17)
Norbert schreibt:
Ich glaube du hast falsch verstanden, was ich mit dem unfreien Willen meine. Ich sage/meine nicht, dass der Mensch überhaupt keinen Willen und keine Möglichkeit sich zu entscheiden hat. Dieses Missverständnis muss ausgeräumt werden. Ich möchte Matthäus 12, 33-37 zitieren:Wenn sie es nicht hätten würde GOTT den Menschen nicht 2 Entscheidungsmöglichkeiten geben.
Jesus lehrt deutlich, dass der Mensch sich entscheiden kann. Er kann eine Wahl treffen. Man kann sagen der Mensch ist frei zu wollen, was er will. Der Baum oder Schatz von dem Jesus spricht, ist das Herz des Menschen. Dieses Herz bezeugt Jesus hier deutlich, entspricht bei dem natürlichen, nicht wiedergeborenen Menschen einem boesen Schatz oder faulem Baum. "Wie koennt ihr Gutes reden, da ihr boese seid?" Die Freiheit des menschlichen Willens besteht nun darin, dass er aus seinem Herzen hervorholen kann, was darinnen ist, deshalb ist er auch verantwortlich für sein Tun, Denken, Reden etc.. Es ist aber das Herz, das bestimmend ist für alles tun etc. des Menschen, wie Spr 4, 23 sagen: "Behüte dein Herz mit allem Fleiss, denn daraus quillt das Leben." Der Mensch hat die Freiheit die Früchte seines Baumes zu ernten und diese Früchte wachsen von selbst, nicht mal Gott zaubert sie hinan. Die Früchte sind aber auf die Wurzel zurückzuführen. Wenn diese faul ist, werden die Früchte ganz automatisch faul sein. Walter Chantry sagte dazu: "Diese Willenskraft ist ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Persönlichkeit. ... Diese Art Willensfreiheit [nämlich seine eigenen Wünsche ausführen] ist wesentlich für seine Verantwortlichkeit."Entweder macht den Baum gut, dann ist seine Frucht gut, oder macht den Baum faul, dann ist seine Frucht faul; denn an der Frucht wird der Baum erkannt. 34 Otternbrut! Wie koennt ihr Gutes reden, da ihr boese seid? Denn aus der Fuelle des Herzens redet der Mund. 35 Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz Gutes hervor, und der boese Mensch bringt aus dem boesen Schatz Boeses hervor. 36 Ich sage euch aber, dass die Menschen von jedem unnuetzen Wort, das sie reden, Rechenschaft geben muessen am Tag des Gerichts; 37 denn aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden.
Der Wille ist letztlich an die Wünsche gekettet, die aus dem Herzen kommen, weswegen es falsch ist von einer "absoluten Freiheit" zu reden. Aber der Mensch ist vollkommen frei bei der Umsetzung dieser Wünsche, er kann sich also entscheiden, welchen er nachgibt und welche er verwirft. Das Problem ist aber, dass das Herz des Mensch verdorben ist (Mk 7, 20-23; Jer 17, 9; 1. Mo 6, 5; 8, 21; Röm 3, 10-18; 8, 5-8; siehe all die anderen Bibelstellen die ich und z.B. auch C.K. schon im Thread "Was sagt die Schrift zur Erettung von Kindern?" schon geliefert haben! Ich glaube wirklich das es wichtig ist das du dir diese Stellen nochmal durchliest, denn es kommt klar und deutlich heraus, dass des Menschen Herz vollkommen verdorben ist. Man kann also mit Walter Chantry sagen: "Die Menschen werden nicht Sünder, weil sie sich entschieden haben, Sünde zu tun, sondern sie wollen sündigen weil sie Sünder sind. ... Der Mensch ist wie ein Baum. Sein Herz - nicht nur sein Wille - ist die Wurzel. Der Wille, ist außerstande, sich für eine Frucht zu entscheiden und sie hervorzubringen, die nicht dem Wesen der Wurzel entspricht. Wenn die Wurzel schlecht ist, ist der Baum auf Grund seiner Natur unfähig gute Frucht zu bringen." Der Wille des Menschen befindet sich nicht in einem moralischen Schwebezustand! Das zu behaupten heißt die klaren Worte der Schrift zu verwerfen!
Wenn der Ursprung allen Lebens was den Menschen ausmacht aus seinem Herzen kommt, dieses aber böse ist kann es sich keineswegs für gutes entscheiden, es ist nicht möglich. "Obwohl frei von äußerem Zwang, befindet sich der Wille doch in einem Zustand der Knechtschaft [nämlich der Knechtschaft unter seine Herzensneigungen und -wünsche] und nicht in der behaupteten neutralen Stellung." Nun kann sich aufgrund dieser Verdorbenheit niemand von sich aus für den Herrn Jesus entscheiden (Joh 6, 44. 65 usw.). Trotzdem ist er verantwortlich, denn er hat sich frei entschieden. Anderes zu behaupten hieße zu sagen, die Fähigkeit zu sündigen wäre notwendig um frei zu sein. Im Himmel werden wir die Fähigkeit zu sündigen einmal nicht mehr haben und trotzdem völlig frei sein, weil wahre Freiheit bedeutet, Gutes zu wollen, denn Gott und sein Wesen definieren was es bedeutet frei zu sein.
Ich möchte die 11-seitige Schrift von Walter Chantry mit dem Titel "Der Wille des Menschen - frei und doch gebunden" zum Thema empfehlen. sie ist im Bibelbund unter http://www.bibelbund.de erhältlich und nochmal auf den Text von Sebastian Heck unter http://www.lebensquellen.de/?p=625 hinweisen.
Herzliche Grüße
Raphael