Berajo, offenbar lesen Sie nicht sorgfältig genug, was ich schreibe, sind aber schnell mit Antworten zur Hand und dabei felsenfest von allem überzeugt, was Sie bei Ebertshäuser oder Jantzen gelesen haben.

Tut mir leid, aber da muß ich an Sprüche 18,13 gemahnen:
König Salomo hat geschrieben:Wer Antwort gibt, ehe er zugehört hat, dem ist es Torheit und Schande.
Ich schrieb bereits, daß ich leider nicht die Zeit für eine ausführliche Diskussion habe. Ich muß sozusagen bis vorletzte Woche ein Buch fertig übersetzt bekommen und bis in vier Monaten die nächsten beiden. Wie der Volksmund sagt: "Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger."
Berajo hat geschrieben:Aus Ihrer Sicht mag er falsch lehren, weil er die freie Gnadewahl Gottes (wohlgemerkt nicht die Gnade) ablehnt
Nicht aus meiner Sicht. Es mag Sie schockieren, aber Gottes Gnadenwahl und Gnade sind letztlich ein und dasselbe. Es läuft auf nichts anderes hinaus als auf die Frage, ob unsere Errettung allein an Gott liegt oder ob auch wir ein Scherflein dazu beitragen – hier durch unsere vermeintliche "freie Entscheidung".* Luther brachte es in seiner Schrift
Vom unfreien Willen auf den Punkt: "Das ist der Angelpunkt, hierum dreht sich alles!"** Oder um es mit
Spurgeon zu sagen: "Calvinismus ist nur ein Spitzname für das Evangelium."
Berajo hat geschrieben:... das bedeutet aber nicht, dass man diese Übersetzung nicht auch Calvinisten empfehlen kann. Sie ist nämlich sehr wörtlich übersetzt.
Eine Übersetzung ist nicht schon alleine dadurch gut, daß sie wörtlich ist. Allzu wörtlich ist sie vielmehr meist sehr schlecht. Vgl. hierzu Luthers
Sendbrief vom Dolmetschen.
Berajo hat geschrieben:Ich rate Ihnen die Anmerkung zu 1. Tim 3,16 zu lesen (im Anhang). Können Sie gegen sein Argument etwas entgegnen?
Wieviele seiner Anmerkungen gegen den NA-Text haben Sie eigentlich gelesen?
Ich habe Jantzens Anmerkung zu 1Tim 3,16 durchaus gelesen. Lesen Sie bitte meinen o.g. Aufsatz, er beantwortet auch diese Frage. Darin stelle ich Ebertshäusers Kernthesen die Tatsachen entgegen. Ebertshäuser fischt aus denselben trüben Quellen wie Jantzen, etwa Pickering. Wer Ebertshäuser widerlegt hat, hat daher zugleich auch Jantzen widerlegt.
Berajo hat geschrieben:Und ein Bibelgriechisch-Forum, auch wenn es tendenziös, wenn es Fakten nennt, dann gilt es diese erstmal zu widerlegen.
Entschuldigung, wenn's oberlehrerhaft klingen mag, aber Fakten kann man nicht widerlegen. Fakten sind
Tatsachen. Widerlegen kann man nur Tatsachen
behauptungen, sofern sie unwahr sind.
Als Peter Streitenberger seine Bibelgriechisch-Mailingliste startete, lud er mich zur Teilnahme ein. Nachdem ich aber die dortige "Hausordnung" gelesen hatte, habe ich dankend abgelehnt. Die verbietet nämlich, Peters Lehrmeinungen zu widersprechen, aber das wäre in zentralen Punkten gerade aufgrund des griechischen Textes zwingend geboten. Zum Beispiel in der angesprochenen Frage des sog. Calvinismus, gegen den Peter seit Jahren polemisiert.
Genug dazu. Nochmals, mir fehlt leider die Zeit, um auf alles Einzelne einzugehen. Ich bitte daher um Verständnis, daß ich mich in den nächsten Monaten voraussichtlich nicht weiter im Bifo beteiligen kann. Dafür habe ich hoffentlich genug weiterführende Literatur genannt. Außerdem führt manches vom Thema dieses Diskussionsstrangs weg: Was ist von Herbert Jantzens Bibelübersetzung zu halten? Wie ich schon schrieb: Wenn sie auch gelegentlich den Sinn gut treffen mag, so doch insgesamt leider nicht viel.
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* Ich empfehle hierzu James Whites
Offenen Brief an Dave Hunt, als
PDF-Download hier verfügbar.
** Aus dem Gedächtnis zitiert;
Vom unfreien Willen ist als
Download hier verfügbar, aber in Frakturschrift und gekürzt. Wegen des Fraktursatzes ist mir eine Textsuche und genaue Seitenangabe leider nicht möglich. Als (fast) vollständigen Scan (eine Seite fehlt, dafür ist eine andere doppelt) kann man
hier die Übersetzung von Concordia Publishing (St. Louis, 1888) herunterladen. (Vorsicht, satte 147 MB; "Vom unfreien Willen" beginnt im PDF ab S. 431.) Ebenfalls in Fraktur, das Deutsch ist leider recht schwer verständlich; als grafisches PDF nicht durchsuchbar. Sehr empfehlenswert ist auch
Siegfried Kettlings Aufsatz über diese Hauptschrift Luthers sowie Kapitel 2 in Wolfgang Bühne,
Ich bin auch katholisch (
als PDF hier).