Bibelfundi hat geschrieben:Ich würde einmal sehr empfehlen, den Kommentar von David Stern Herausgeber des Jüdischen Neuen Testamentes bzgl. Römer 9 zu lesen, damit eine Stimme gehört wird, die tatsächlich die Zusammenhänge dort richtig auslegen kann.
Obwohl ich jetzt nicht verstehe, warum und wieso dieser Hinweis hier steht:
Es wäre nett, wenn du etwas ins Detail gehen könntest. Pauschal und aufgrund „mystischer“ Empfehlungen wird eine derartige Anschaffung an Literatur nicht gerechtfertigt sein.
Was kommt bei ihm bzgl. Röm. 9 heraus? (vorausgesetzt es handelt sich um David. H. Stern).
Im Netz sind ja doch einige Quellen allen zugänglich, die einen etwas in seine Interpretation hinein nehmen.
Stellvertretend seien mal zwei angeführt, die nicht durchgängig auf Zustimmung stoßen werden:
http://www.kiwoarbeit.de/nt.pdf
Eingangs wird er unter „Die zentrale Botschaft der Bibel.“ wie folgt zitiert:
„Der Kern der biblischen Aussage über Gott, sein Volk Israel und den Messias dieses Volkes, Jeschua, lautet, daß die Menschen der Erlösung bedürfen und daß Gott ihnen diese Erlösung anbietet. Der Sinn des Lebens und die Bedeutung der Geschichte liegt darin, daß Gott die Menschheit aus dem Elend der Sünde retten und es dem einzelnen wie allen Völkern ermöglichen will, in die rechte Beziehung zu ihm zu treten. Unauflöslich verknüpft mit dieser Erlösung sind Ethik und Glück. (David H.Stern)“
I. WARUM EIN »JÜDISCHES NEUES TESTAMENT«?
Inwiefern unterscheidet sich die vorliegende Übersetzung des Neuen Testamentes von allen anderen Übersetzungen? Im »Jüdischen Neuen Testament« werden der jüdische Ursprung und das jüdische Wesen des
Neuen Testamentes deutlich, während fast alle anderen Übersetzungen - und es gibt Hunderte davon - uns die neutestamentliche Botschaft in einem Umfeld präsentieren, das im Blick auf Sprache, Kultur und Theologie heidenchristlich geprägt ist. Nicht, daß daran etwas falsch wäre! Das Evangelium kommt zwar vom Judentum her, richtet sich aber nicht nur an Juden, sondern genauso an Heiden. Das wird im Neuen Testament selbst unmißverständlich klar.1 Es ist deshalb durchaus angemessen, seine Botschaft Nicht-Juden auf eine Weise zu vermitteln, die es ihnen soweit als möglich erspart, sich auf die Eigenheiten einer ihnen fremden Kultur einzustellen.2 Immerhin war diese Strategie äußerst erfolgreich, haben doch Millionen von Heiden zum Glauben an den Gott Avrahams, Jizchaks und Ja-akovs und an den jüdischen Messias, Jeschua, gefunden.3
Das Neue Testament als jüdisches Buch. Dennoch ist es an der Zeit, sich auf die jüdischen Wurzeln des Neuen Testamentes zu besinnen. Denn das Neue Testament ist im Grunde ein jüdisches Buch - von Juden
geschrieben, handelt es überwiegend von Juden und richtet sich ebensosehr an Juden wie an Heiden. Zwar ist es durchaus vertretbar, ein jüdisches Buch um der leichteren Zugänglichkeit willen einer nichtjüdischen
Leserschaft anzupassen, doch sollte das nicht auf Kosten des dem Text zugrundeliegenden jüdischen Denkens geschehen. Auf dieses genuin jüdische Denken verweist das hier vorliegende »Jüdische Neue Testament« bereits in seinem Titel, der wie die Bezeichnung »Juden für Jesus« zwei Vorstellungen vereint, die manchen Menschen völlig unvereinbar erscheinen und die sie lieber auseinanderhalten würden.(S. 5)
Bedeutet das jetzt, dass ich (und mit mir unzählige Andere) einem angepassten Wort Gottes folgen? Diese Strategie war zwar erfolgreich (irgendwie sind dann doch Unzählige zum Glauben gekommen …) – aber nun besinnt euch auf die jüdischen Wurzeln und denkt um????
Weiß du woran mich das erinnert?
An ein Buch von Eta Linnemann
http://www.cbuch.de/product_info.php?products_id=2551
Sie kritisiert die „Bibelkritik“, weil sie den Verfassern eine theologische Bearbeitung unterstellt.
Kritisiert jetzt David H. Stern hunderte von Übersetzungen, weil er den Übersetzern eine „heidenchristliche Anpassung“ unterstellt? Wie kommt er dazu?
…Die theologische Ebene.
Die theologischen Änderungen sind die tiefgreifendsten, da die üblichen Übersetzungen des Neuen Testamentes gewöhnlich stark von der heidenchristlichen Theologie geprägt sind, die drei Tatsachen in den Hintergrund drängt:
(1) daß die Juden noch immer das wahre Gottesvolk sind,
(2) daß die Torah nach wie vor Gültigkeit hat und
(3) daß Gott einer ist. Ein Beispiel für eine solche Abänderung findet
sich im Brief an die messianischen Juden (Hebr) 8,6: Besagt doch der griechische Begriff nenomothetetai nicht einfach nur, daß der Neue Bund auf der Grundlage besserer Verheißungen »eingesetzt«, sondern daß er
aufgrund dieser Verheißungen »als Torah gegeben ist«. Ein weiteres Beispiel liegt in Röm 10,4 vor, wo der Begriff telos nicht etwa aussagen soll, daß der Messias das Ende des Gesetzes sei, sondern vielmehr, daß er
»das Ziel ist, das die Torah anstrebt«. Die theologischen Implikationen dieser und anderer Textvarianten des »Jüdischen Neuen Testamentes« werden unten in Abschnitt VI. noch weiter erörtert. …(Seite 19)
Hat Jeschua die Torah erfüllt? Das griechische Verb plerosai wird gewöhnlich mit »füllen« wiedergegeben; in Matitjahu 5,17 steht in den meisten Übersetzungen jedoch »erfüllen«. Daraus wird meist der
theologische Schluß gezogen, dass Jeschua sämtliche Prophezeiungen der Tenach, die sich auf das jüdische Volk beziehen, ohne Ausnahme erfüllt habe und daß er die Torah vollkommen gehalten habe, so daß niemand mehr ihre Gebote befolgen muß. Diese Schlußfolgerungen ergeben sich allerdings nicht zwangsläufig, ja sie stehen sogar im Widerspruch zu der unmittelbar vorangehenden Aussage Jeschuas, daß er nicht gekommen sei, die Torah aufzuheben (oder zu sprengen). Für die Übersetzung wichtiger ist allerdings die Frage, ob das griechische plerosai hier überhaupt mit »erfüllen« wiedergegeben werden darf. Meiner Ansicht nach wird hier ausgesagt,48 daß Jeschua gekommen ist, die Torah und die ethischen Forderungen der Propheten mit ihrer ganzen Bedeutung »aufzufüllen«, so daß also jetzt jedermann ganz genau weiß, was der Gehorsam gegen Gott von ihm verlangt.
Deshalb heißt es im »Jüdischen Neuen Testament«, daß Jeschua nicht kam, »aufzuheben, sondern zu vervollständigen(?)«. Das ist denn auch das eigentliche Thema der Bergpredigt;49 und Matitjahu 5,17 ist, so verstanden, ihr Kernsatz. Interessanterweise stimmt diese Auffassung mit der jüdischen Tradition überein, die sagt, daß der Messias, wenn er kommt, die dunklen Passagen der Torah erklären und sie ändern wird. (S. 23)
http://cms.bibelbund.de/bibelstudien-a- ... kunft.html
Hier wird sich auf David H. Stern bspw. in der Fußnote 4 bezogen:
Nach einer weiteren Auffassung4müssen sich die Juden zwar zu Jesus Christus bekehren, um errettet zu werden. Sie müssten sich aber nicht der (überwiegend heidenchristlich geprägten) christlichen Gemeinde anschließen, sondern stellten als „messianische Juden“ eine dritte Gruppe zwischen (heiden-) christlicher Gemeinde und nichtmessianischen Juden dar. [Fußnote 4: z.B. David H. Stern, Kommentar zum jüdischen Neuen Testament, Bd. 2, 1996, S.143.]
Lutz
PS: Momentan ist es mir nicht möglich den besonderen positiven Erkenntnisgewinn in der Auslegung von Römer 9 auch annähernd abzuschätzen.