So dann hier bitte noch den Anfang vom Kapitel zur Souveränität:
http://bitflow.dyndns.org/german/AidenW ... s_1996.pdf S.127-132
"Die Souveränität Gottes
Wer sollte Dich, o Gott, Herr der Heerscharen, nicht
fürchten? Denn Du allein bist Gott. Du hast den Himmel
und des Himmels Himmel gemacht, die Erde und alles,
was darauf ist, und in Deiner Hand ist alles, was lebt. Du
hast Deinen Thron über der Flut und bleibst König in
Ewigkeit. Du bist ein großer König über alle Welt. Du bist
mit Macht bekleidet, Hoheit und Pracht sind vor Dir.
Amen.
Gottes Souveränität ist jene Eigenschaft, durch die er seine
ganze Schöpfung regiert. Um der souveräne Gott zu sein, muß er
allwissend, allmächtig und absolut frei sein. Die Gründe dafür
sind die folgenden:
Wäre auch nur ein noch so kleines Wissensdatum Gott unbekannt,
würde seine souveräne Herrschaft an diesem Punkt zusammenbrechen.
Um Herr über die ganze Schöpfung sein zu können,
muß er alles Wissen besitzen. Fehlte Gott nur ein kleines Körnchen
Macht, so würde dieser Mangel seine absolute Herrschaft
beenden und sein Königreich zugrunde richten. Würde dieses eine
Fünkchen Macht jemand anders gehören, so übte Gott nur eine
begrenzte Herrschaft aus und wäre darum nicht souverän.
Des weiteren erfordert seine Souveränität, daß er absolut frei
ist. Das bedeutet einfach, er muß frei sein, alles zu tun, was, wo
und wie er will, um seinen ewigen Plan bis ins letzte Detail und
ohne Einmischung auszuführen. Würde er weniger als absolut frei
sein, wäre er weniger als souverän.
Die Vorstellung uneingeschränkter Freiheit benötigt eine kräftige
Anstrengung des Verstandes. Wir sind psychisch nicht so
beschaffen, daß wir Freiheit verstehen könnten, es sei denn in
unvollkommener Art. Unsere Vorstellung von Freiheit wurde in
einer Welt geformt, in der keine absolute Freiheit existiert. Hier
hängt jedes natürliche Ding von vielen anderen Dingen ab, und
diese Abhängigkeit schränkt ihre Freiheit ein.
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Am Anfang seines Prelude freut sich Wordsworth, daß er der
Stadt, in der er lange eingesperrt war, entronnen und »nun frei,
frei wie ein Vogel« ist, um sich »niederzulassen, wo ich will«. Aber
frei wie ein Vogel zu sein heißt noch nicht, völlig frei zu sein. Der
Naturkundige weiß, daß der vermeintlich freie Vogel sein ganzes
Leben lang in einem aus Furcht, Hunger und Instinkten bestehenden
Käfig lebt. Er ist eingeschränkt durch Wetterverhältnisse,
unterschiedlichen Luftdruck, örtliche Futtermöglichkeiten,
Raubtiere und - die seltsamste aller Fesseln - den unwiderstehlichen
Drang, innerhalb seines gewohnten kleinen Lebensraumes
zu bleiben. Auch der freieste Vogel steht, wie alles andere
Erschaffene, unter ständiger Kontrolle durch ein ganzes Netz von
Notwendigkeiten. Nur Gott ist wirklich frei.
Gott ist absolut frei, weil nichts und niemand ihn hindern,
zwingen oder aufhalten kann. Er kann immer, überall und auf
ewig tun, was ihm gefällt. Ein solches Freisein ist bedingt durch
den Besitz universaler Autorität. Daß Gott unbegrenzte Macht
hat, wissen wir von der Bibel und wir können es auch aus
bestimmten anderen Eigenschaften ableiten. Aber wie steht es mit
seiner Autorität?
Über die Autorität des allmächtigen Gottes zu diskutieren
erscheint ein wenig sinnlos, und sie in Frage zu stellen wäre
absurd. Können wir uns den Herrn der Heerscharen vorstellen,
wie er jemanden um Erlaubnis bittet oder eine höhere Instanz um
etwas ersucht? Von wem sollte er Erlaubnis erbitten? Wer ist
höher als der Allerhöchste? Wer ist mächtiger als der Allmächtige?
Wessen Stellung ist der des Ewigen vorrangig? An wessen
Thron würde Gott knien? Wer ist der Größere, an den er sich
wenden müßte? »So spricht der Herr, der König Israels, und sein
Erlöser, der Herr Zebaoth: Ich bin der Erste, und ich bin der
Letzte, und außer mir ist kein Gott« (Jes 44,6).
Die Souveränität Gottes ist eine biblisch gesicherte Tatsache
und ergibt sich auch ohne weiteres aus der Logik der Wahrheit.
Doch es tauchen zugegebenermaßen gewisse Probleme auf, die
bis zum heutigen Tage noch nicht zufriedenstellend gelöst worden
sind, vor allem die beiden folgenden.
Das erste ist die Frage nach der Existenz gewisser Bestandteile
der Schöpfung, die Gott nicht billigen kann, wie zum Beispiel
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Böses, Leid und Tod. Wenn Gott souverän ist, so hätte er doch
ihre Entstehung verhindern können! Warum tat er es nicht?
Das Zendavesta, das heilige Buch des Parsismus, einer außerbiblischen
Religion, hat dieses Problem ziemlich geschickt umgangen,
indem es einen theologischen Dualismus fordert. Es gab zwei
Götter, Ormuzd und Ahriman, und diese beiden erschufen die
Welt. Der gute Gott Ormuzd machte alle guten Dinge, und der
böse Gott Ahriman machte das übrige. Es war ganz einfach.
Ormuzd mußte sich nicht um Souveränitätsfragen kümmern und
hatte offensichtlich nichts dagegen, seine Vorrechte mit einem
anderen zu teilen.
Dem Christen genügt diese Erklärung nicht, denn sie widerspricht
eindeutig der von der ganzen Bibel nachdrücklich gelehrten
Wahrheit, daß es nur einen Gott gibt und daß dieser allein
Himmel, Erde und alles, was darin ist, geschaffen hat. Gottes
Eigenschaften sind so absolut, daß sie die Existenz eines anderen
Gottes unmöglich machen. Der Christ gibt zu, die endgültige
Antwort auf das Rätsel der Existenz des Bösen nicht zu haben,
aber er weiß, wie die Antwort nicht lautet. Und er weiß auch, daß
das Zendavesta sie ebenfalls nicht besitzt.
Auch wenn wir keine vollständige Erklärung für den Ursprung
der Sünde kennen, so gibt es doch einige Dinge, die uns bekannt
sind. Gott in seiner souveränen Weisheit erlaubt dem Bösen, in
abgegrenzten Zonen seiner Schöpfung zu existieren, sozusagen als
flüchtiger Geächteter, dessen Treiben zeitlich und umfangmäßig
beschränkt ist. Damit handelte Gott gemäß seiner unendlichen
Weisheit und Güte. Mehr als das weiß gegenwärtig niemand, und
mehr als das braucht auch niemand zu wissen. Der Name Gottes
ist ausreichende Garantie für die Vollkommenheit seiner Werke.
Ein anderes echtes Problem, das sich aus der Lehre der
göttlichen Souveränität ergibt, bezieht sich auf den Willen des
Menschen. Wenn Gott seine Welt mit souveränen Verfügungen
regiert, wie kann dann der Mensch einen freien Willen haben?
Und wenn der Mensch keine Entscheidungsfreiheit besitzt, wie
kann er dann für sein Verhalten verantwortlich gemacht werden?
Ist er in solchem Fall nicht nur eine Marionette, deren Handlungen
von einem Gott bestimmt werden, der sich hinter den Kulissen
befindet und die Fäden zieht, wie es ihm gefällt?
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Der Versuch, diese Fragen zu beantworten, hat die christliche
Gemeinde in zwei Lager getrennt, die nach zwei hervorragenden
Theologen benannt sind: Jakobus Arminius und Johannes Calvin.
Die meisten Christen geben sich damit zufrieden, zum einen oder
andern Lager zu gehören und sprechen entweder Gott seine
Souveränität oder dem Menschen seinen freien Willen ab..."
Tozer ist nicht tief in die Debatte eingestiegen. Er versucht zu verstehen, dass Gott absolut souverän ist und Er dennoch den Menschen zur Verantwortung für sein Handeln zieht. Beides versucht er nebenbei stehen zu lassen.
Ich weiß noch nicht so richtig wie ich die Souveränität Gottes und die Verantwortung oder sogar einen freien Willen des Menschen zusammen bringen kann. Ich habe noch keine Institutio und weiß auch nicht wirklich was der Calvinimus alles insgesamt ist. Die 5 Punkte des Calvinismus kenne ich bereits ganz gut, aber ansonsten bin ich mit reformatorischen Schriften und den gesamten Lehren Calvins wenig vertraut. Ich kenne das Beispiel, dass die Souveränität Gottes und die Verantwortung des Menschen wie 2 parallele Linien sind, die der Verstand nicht zusammen bringen kann. Der allmächtige Gott ist absolut souverän und Er hat bereits in der ewigen Vergangenheit alles geplant und vorherbestimmt, auch dass die einen zum Preise seiner Gnade zum ewigen Leben vorherbestimmt sind und die anderen zum Preise seiner Gerechtigkeit für die ewige Verdammnis vorherbestimmt sind. Das baptistische Glaubensbekenntnis formuliert es auf jeden Fall besser und genauer als ich.
Ich denke, dass Calvinisten die Souveränität Gottes und die Verantwortung des Menschen trennen und die Arminianer versuchen beides zusammen zu bringen und dadurch falsche Lehren entstehen, z.B. das Glaube und Buße keine reine Gabe Gottes sind, sondern ein Zusammenspiel von dem Sünder und dem Heiligem Geist.
Lutz hast du irgendetwas (Auslegung oder Predigt) von Calvin oder auch andere reformatorische Schriften über die Geschichte von Jesus im Garten Gethsemane kurz vor seiner Kreuzigung? Kannst du mir das per pm schicken? Wäre dir sehr dankbar.